Kreuzfahrt-Ausbeutung: So Umgehen Subunternehmen Arbeitsrecht

by Pedro Alvarez 62 views

Kreuzfahrten sind für viele ein Traumurlaub, doch hinter der glitzernden Fassade verbergen sich oft harte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung der Besatzungsmitglieder. Subunternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Arbeitsrechte aushebeln und die Rechte der Arbeitnehmer untergraben. Dieser Artikel beleuchtet die Mechanismen dieser Ausbeutung und zeigt auf, wie Reedereien und Subunternehmen von dieser Praxis profitieren.

Die Schattenseiten der Traumreise: Ausbeutung auf hoher See

Kreuzfahrtschiffe versprechen Luxus und Entspannung, doch für viele Besatzungsmitglieder ist der Arbeitsalltag von langen Arbeitszeiten, niedrigem Lohn und schlechten Arbeitsbedingungen geprägt. Die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen ist ein komplexes Problem, das durch die internationale Natur der Schifffahrt und die Beteiligung von Subunternehmen begünstigt wird. Die Reedereien lagern viele Aufgaben an Subunternehmen aus, die oft in Ländern mit laxen Arbeitsgesetzen ansässig sind. Dadurch können sie sich der Verantwortung entziehen und die Arbeitsbedingungen der Besatzungsmitglieder drücken. Die Subunternehmen hebeln Arbeitsrechte aus, indem sie beispielsweise Scheinselbstständigkeit praktizieren oder Arbeitsverträge mit unfairen Bedingungen anbieten. Die Besatzungsmitglieder sind oft auf Gedeih und Verderb ihren Arbeitgebern ausgeliefert, da sie sich in einem fremden Land befinden und ihre Rechte nur schwer durchsetzen können.

Die Rolle der Subunternehmen bei der Ausbeutung

Subunternehmen sind ein zentraler Bestandteil der Kreuzfahrtindustrie. Sie übernehmen Aufgaben wie die Reinigung der Kabinen, den Service in den Restaurants und Bars oder die Unterhaltung der Gäste. Diese Unternehmen sind oft in Ländern ansässig, in denen niedrige Löhne gezahlt werden und Arbeitsrechte wenig Beachtung finden. Die Reedereien profitieren von dieser Praxis, da sie ihre Personalkosten senken und ihre Gewinne maximieren können. Die Subunternehmen ihrerseits stehen unter dem Druck, die Kosten so gering wie möglich zu halten, was oft zu Lasten der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung der Besatzungsmitglieder geht. Viele Besatzungsmitglieder arbeiten bis zu 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, und erhalten dafür einen Lohn, der kaum zum Leben reicht. Sie sind oft gezwungen, in engen Kabinen zu wohnen und haben wenig Freizeit. Die Ausbeutung wird durch die Angst der Besatzungsmitglieder verstärkt, ihren Job zu verlieren, wenn sie sich beschweren. Die Subunternehmen nutzen diese Situation aus und setzen die Besatzungsmitglieder unter Druck, ihre Rechte nicht wahrzunehmen.

Arbeitsrechtliche Grauzonen und ihre Folgen

Die internationale Natur der Schifffahrt schafft arbeitsrechtliche Grauzonen, die von Reedereien und Subunternehmen ausgenutzt werden. Kreuzfahrtschiffe sind oft unter der Flagge von Ländern registriert, die keine strengen Arbeitsgesetze haben. Dies ermöglicht es den Reedereien, sich den Arbeitsgesetzen ihrer Heimatländer zu entziehen. Die Besatzungsmitglieder sind oft nicht durch nationale Arbeitsgesetze geschützt und haben nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen. Die Folgen dieser Grauzonen sind Ausbeutung, Überarbeitung und gesundheitliche Probleme der Besatzungsmitglieder. Viele leiden unter Stress, Erschöpfung und psychischen Problemen. Die mangelnde Durchsetzung von Arbeitsrechten führt auch dazu, dass Unfälle und Arbeitsunfälle auf Kreuzfahrtschiffen häufiger vorkommen als in anderen Branchen. Die Besatzungsmitglieder sind oft nicht ausreichend versichert und erhalten im Falle eines Unfalls keine angemessene Entschädigung.

Die Mechanismen der Ausbeutung: Wie Subunternehmen Arbeitsrecht untergraben

Die Subunternehmen bedienen sich verschiedener Mechanismen, um Arbeitsrecht auszuhebeln und die Rechte der Besatzungsmitglieder zu untergraben. Dazu gehören:

  • Scheinselbstständigkeit: Viele Besatzungsmitglieder werden als selbstständige Unternehmer beschäftigt, obwohl sie in Wirklichkeit abhängig beschäftigt sind. Dadurch entgehen die Subunternehmen der Verpflichtung, Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen und Arbeitsrechte zu gewähren.
  • Befristung von Arbeitsverträgen: Arbeitsverträge werden oft nur für kurze Zeit befristet, was die Unsicherheit der Besatzungsmitglieder erhöht und ihre Verhandlungsposition schwächt.
  • Bezahlung unterhalb des Mindestlohns: Viele Besatzungsmitglieder erhalten einen Lohn, der unterhalb des Mindestlohns liegt oder nur durch Trinkgelder aufgestockt wird. Dadurch sind sie von der Großzügigkeit der Gäste abhängig und haben kein sicheres Einkommen.
  • Verstoß gegen Arbeitszeitgesetze: Die Arbeitszeitgesetze werden oft missachtet, und die Besatzungsmitglieder arbeiten bis zur Erschöpfung. Dies führt zu gesundheitlichen Problemen und erhöht das Risiko von Arbeitsunfällen.
  • Einschränkung der Meinungsfreiheit: Besatzungsmitglieder, die sich über Missstände beschweren, werden oft unter Druck gesetzt oder entlassen. Dies verhindert, dass Ausbeutung und Missstände aufgedeckt werden.

Fallbeispiele: Geschichten von Betroffenen

Es gibt zahlreiche Fallbeispiele von Besatzungsmitgliedern, die auf Kreuzfahrtschiffen ausgebeutet wurden. Viele berichten von langen Arbeitszeiten, niedrigem Lohn und schlechten Arbeitsbedingungen. Einige wurden ungerechtfertigt entlassen, nachdem sie sich über Missstände beschwert hatten. Die Geschichten der Betroffenen zeigen, dass die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen ein weit verbreitetes Problem ist, das dringend angegangen werden muss. Um die Anonymität der Betroffenen zu wahren, werden hier keine konkreten Namen genannt, aber ihre Erfahrungen spiegeln die Realität vieler Besatzungsmitglieder wider.

Ein Beispiel ist der Fall eines Kellners, der 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, arbeitete und dafür einen Stundenlohn von weniger als fünf Euro erhielt. Er war gezwungen, in einer engen Kabine mit drei anderen Kollegen zu wohnen und hatte kaum Freizeit. Als er sich über die Arbeitsbedingungen beschwerte, wurde er von seinem Vorgesetzten unter Druck gesetzt und schließlich entlassen.

Ein weiteres Beispiel ist die Geschichte einer Kabinenstewardess, die nach einem Arbeitsunfall keine angemessene Entschädigung erhielt. Sie hatte sich bei der Reinigung einer Kabine verletzt und war mehrere Wochen arbeitsunfähig. Ihr Arbeitgeber weigerte sich jedoch, die Kosten für die Behandlung zu übernehmen, und sie musste die Kosten selbst tragen.

Diese Fallbeispiele sind nur zwei von vielen und zeigen das Ausmaß der Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Rechte der Besatzungsmitglieder zu schützen und die Verantwortung der Reedereien und Subunternehmen zu erhöhen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und ihre Lücken

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Besatzungsmitgliedern auf Kreuzfahrtschiffen sind komplex und weisen Lücken auf. Das internationale Seearbeitsübereinkommen (MLC) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) soll die Arbeitsbedingungen auf Schiffen verbessern, wird aber nicht von allen Staaten ratifiziert und umgesetzt. Auch die Durchsetzung der bestehenden Gesetze ist oft mangelhaft. Die Kontrollen auf den Schiffen sind oft unzureichend, und die Sanktionen bei Verstößen sind zu gering. Dies führt dazu, dass sich Reedereien und Subunternehmen oft nicht an die Gesetze halten und die Rechte der Besatzungsmitglieder missachten. Es bedarf einer Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und einer effektiveren Durchsetzung der Gesetze, um die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen zu bekämpfen.

Wege aus der Ausbeutung: Was kann getan werden?

Um die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen zu bekämpfen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören:

  • Stärkung der Rechte der Besatzungsmitglieder: Die Besatzungsmitglieder müssen besser über ihre Rechte informiert werden und Zugang zu Rechtsberatung haben. Es braucht unabhängige Beschwerdestellen, an die sich die Besatzungsmitglieder wenden können, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen.
  • Verbesserung der Kontrollen: Die Kontrollen auf den Schiffen müssen verstärkt und unabhängiger durchgeführt werden. Es braucht höhere Sanktionen für Reedereien und Subunternehmen, die gegen Arbeitsgesetze verstoßen.
  • Schließung der rechtlichen Lücken: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen verbessert und die internationalen Übereinkommen müssen ratifiziert und umgesetzt werden. Es braucht eine klare Haftungsregelung für Reedereien und Subunternehmen.
  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Die Öffentlichkeit muss für die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen sensibilisiert werden. Nur so kann Druck auf die Reedereien ausgeübt werden, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Die Rolle der Konsumenten bei der Veränderung

Auch die Konsumenten können einen Beitrag zur Veränderung leisten. Sie können sich vor der Buchung einer Kreuzfahrt über die Arbeitsbedingungen auf den Schiffen informieren und Reedereien bevorzugen, die sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen. Sie können auch Druck auf die Reedereien ausüben, indem sie sich bei ihnen beschweren und ihre Erfahrungen in den sozialen Medien teilen. Nur durch gemeinsames Handeln kann die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen beendet werden.

Forderungen an Politik und Reedereien

Es gibt klare Forderungen an Politik und Reedereien, um die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen zu beenden. Die Politik muss die rechtlichen Rahmenbedingungen verbessern und die Kontrollen verstärken. Die Reedereien müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und für faire Arbeitsbedingungen sorgen. Dazu gehört die Zahlung fairer Löhne, die Einhaltung der Arbeitszeitgesetze und die Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Nur wenn alle Beteiligten ihren Beitrag leisten, kann die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen beendet werden und die Besatzungsmitglieder können unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten.

Fazit: Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen ist kein Einzelfall

Die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen ist kein Einzelfall, sondern ein systemisches Problem, das durch die internationale Natur der Schifffahrt und die Beteiligung von Subunternehmen begünstigt wird. Es bedarf umfassender Maßnahmen, um die Rechte der Besatzungsmitglieder zu schützen und die Verantwortung der Reedereien und Subunternehmen zu erhöhen. Nur so kann die Ausbeutung auf Kreuzfahrtschiffen beendet werden und die Besatzungsmitglieder können unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten. Es liegt in der Verantwortung von Politik, Reedereien, Subunternehmen und Konsumenten, gemeinsam für eine Veränderung zu sorgen.